Der Kabardiner ist eine kaukasische Gebirgspferderasse und gilt als eine der besten Gebirgsrassen überhaupt. Sie zeichnet sich durch enorme Kondition, Regeneration, Trittsicherheit und Rittigkeit – gerade in unwegsamem Gelände – aus.

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Eine Besonderheit beim Kabardiner ist, dass er als eine der letzten Pferderassen auch heute noch im täglichen Leben im Einsatz ist, sei es als Lastenträger und vor dem Karren um Waren zu transportieren, oder als Reitpferd um Strecken zurück zu legen, Herden zu betreuen, Besorgungen zu erledigen, oder Freunde zu Besuchen. Außerdem findet ein immer größerer und zunehmend erfolgreicher Einsatz im Distanzsport statt.

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Die Verbreitung der Rasse ist nach großen Problemen von 1990 bis 2007 wieder imNeuaufbau. Ein neues Stutbuch in Russland

ist seit Oktober 2007 in Arbeit, für das schon mehrere tausend Pferde gesichtet wurden – auch

in Europa. Dennoch ist die Zukunft noch nicht voll gesichert, da auch ein Absatzmarkt für

die Pferde geschaffen werden muss. Den größten außerrussischen Markt stellt dabei

Deutschland dar, wo der Kabardiner relativ stark mit über 400 Pferden vertreten ist. Sogar eine kleine aber wertvolle Zucht ist in Deutschland vorhanden, die einige Linien enthält, die in Russland kaum noch zu finden sind.

Exterieur – wie sieht der Kabardiner aus?

Die Ausrichtung als Gebirgspferd prägt auch den körperlichen Aufbau und die Ausstattung der Kabardiner. Sie verfügen über ein extrem effizientes Gangwerk, das mit möglichst geringem Aufwand einen hohen Raumgewinn ermöglicht. Die Aktion ist dementsprechend eher niedrig, aber raumgreifend, wodurch sie sich auch extrem weich reiten lassen (auch die lange Fesslung trägt dazu bei).

Die Beinstellung ist tendenziell schmal und häufig leicht säbelbeinig. Auch bodenenge oder kuhhessische Stellung kommt häufig vor und solange dies nicht übermäßig der Fall ist, wird es als Anpassung an das Gebirge (und damit das Zucht- und Arbeitsgebiet) und nicht als Fehlstellung gewertet. Dabei ist zu beachten, dass aber nur die Kombination dieser Stellung zusammen mit der stark abgeschlagenen Kruppe hier eine wirkliche ideale Anpassung darstellt und nur in dieser Kombination auch dem Kabardiner seine Qualitäten gibt ohne zu Verschleiß zu führen.

Als Ergebnis der Huf- und Beinstellung ergibt sich die enorme Trittsicherheit, Wendigkeit und Flexibilität, die im Gebirge notwendig ist.

Kabardiner verfügen über große, spitze und sehr bewegliche Ohren. Der Kopf ist trocken, oft mit leicht gewölbter Stirn-Nasenlinie (Ramsnase, eher weniger Ramskopf) und auf einen wohlbemuskelten geraden Hals aufgesetzt. Die Brust ist tief, der Rücken lang und gerade bis zur abschüssigen ebenfalls gut bemuskelten Kruppe. Der Schweif ist schön angesetzt und ebenso wie die Mähne stark behaart. Das Fundament ist sehr fest und korrekt und die Hufe aus hartem festem Horn sind sehr widerstandsfähig.

Als Farben sind braun mit dunklem Behang, Rappe und Schwarzbraun (Karakovij) am häufigsten, etwa 5% sind Schimmel.

Die Größe der Hengste beträgt ca. 152-158cm, der Stuten ca. 150-156cm Stockmaß. Das Röhrbein hat ca. 20cm, die Körperlänge (Brust bis Kruppe) ist etwa 153 cm  und der Umfang liegt bei 180cm.

Bei in Deutschland gezogenem Nachwuchs zeigt sich ein stärkeres Wachstum, das zu einem Stockmaß von bis zu 160cm und teils darüber führt und auf die besseren Aufwuchsbedingungen zurückzuführen ist. Auch in Russland hat sich in den letzten Jahren ein Trend zu einem etwas größeren Kabardiner hin entwickelt – auch durch entsprechende Selektion.

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Interieur / Charakteristik – wie verhält sich der Kabardiner, wie ist sein Charakter?
Kabardiner sind sehr charakterstark, lebhaft und intelligent. Sie lassen sich sehr stark prägen, was auf die Vergangenheit als Pferd von Reitervölkern zurückgeht, wo sie der  wertvollste Besitz eines Reiters waren. Um Diebstahl vorzubeugen wurden die Pferde stark auf einen Besitzer geprägt, so dass die Diebe kaum Freude an Ihrer Beute hatten. Weiterhin besitzen sie ein gutes Orientierungsvermögen und einen extremen Herdeninstinkt. Wenn sie gestohlen werden finden sie ihren Weg zur Herde zurück, auch über lange Strecken, mehrere Monate und schlechte Futterverhältnisse hinweg.

Sie sind ein Freund fürs Leben und gehen mit einem durch dick und dünn.

Verbreitungsraum – wo kommen Sie ursprünglich vor?

Die Kabardiner stammen aus dem Nordkaukasus und sind auch heute dort noch heimisch. Ihr Verbeitungsraum erstreckt sich aufgrund er guten Qualität auch rund um den Nordkaukasus, Hauptgebiete waren und sind die heutigen autonomen Republiken Kabardino-Balkarischen, Karachai-Tscherkessien und Adygea, sowie die Regionen um Minerealnivodij, Stavropol und Krasnodar.

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Leistung – Besondere und herausragende Leistungen
Kabardiner sind hervorragend für gebirgiges und steiniges Gebiet geeignet und gelten als die Beste Gebirgsrassen überhaupt. Sie sind nicht außerordentlich schnell auf kurzen Strecken, aber zeichnen sich durch eine gute Geschwindigkeit gepaart mit einer erstaunlichen Ausdauer aus. Die Rassengeschwindigkeitsrekorde sind 1 min 54 sec für 1600 m, 2 min 44.2 sec für 2400 m und 1 Stunde 41 min 25 sec für 50 km.

In der Nähe des Gestütes „Malkinsk“ fanden am 25.Juni 2000 die russischen Meisterschaften im Distanzreiten statt. Es gab 11 Teilnehmer der folgenden Rassen: Araber, Achal-Tekkiner, Tersker, Kabardiner und Anglo-Kabardiner.

Das Geläuf war sehr schwierig und in gebirgigem Gelände. Zweimal musste der Fluss Malka überquerst werden. Die Temperatur betrug mittags 32°C, die Gesamtstrecke betrug 120 km.

5 Pferde wurden während dem Ritt herausgenommen.

Sieger wurde der Kabardiner „Ten“ aus dem Gestüt „Guaran“ in einer Zeit von 7 Stunden 20 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17km/h. Die Plätze 2-4 wurden von den anderen Kabardinern/Anglokabardinern belegt. Ten lief unter dem Jockey Eldar Maremov. Alle Kabardiner kamen an.

Die erfolgreichste Kabardinerstute im Distanzsport in Deutschland war Gracia von Frau Anne Dörthe Stolze. Sie war bis auf Platz 9 der Eldric-Rangliste vorgerückt und hatte viele tausend Wettkampfkilometer zurückgelegt, als sie leider im Jahr 1999 verstarb. Einen Nachruf finden Sie unter Dokumente.

Im Winter 1935-36 wurde ein Distanztest rund um den kaukasischen Gebirgszug durchgeführt. Das Rennen führte über 3000 km auf der Strecke Pyatigorsk- Sukhumy- Kutaisy- Tbilisy- Baku- Makhachkala- Grozny- Vladikavkaz- Nalchik- Pyatigorsk. Es nahmen 15 Kabardiner, 8 Anglo-Kabardiner und Pferde anderer Rassen teil. Die Strecke war sehr schwer und führte über die unwegsamen Pässe von Sulamski und Klukhorski. Die Pferde benötigten 47 Tage und es wurden im Schnitt 64km am Tag zurückgelegt, an manchen sogar 120km. Die Gruppe wurde von Tierärzten begleitet die Atmung, Puls, sowie Gewicht und andere physische Parameter regelmäßig überprüften. Die Kabardiner und Anglo-Kabardiner schnitten durchweg am Besten ab. Im Anschluss legten sie noch 600 km nach Rostov innerhalb von 5 Tagen zurück.

1946 wurde ein Konditionstest russischer Rassen in Moskau über 250km organisiert. Die letzten beiden Kilometer wurde galoppiert und der Gewinner war der Kabardiner Ali-Kadym in 25 Stunden.

Im Pamirgebirge musste eine sowjetische Grenzkavalarieeinheit bis auf 4000m hochreiten. Sie ritten auf verschiedenen Pferden, unter anderem auch auf Kabardinern. Die einzige Rasse, die es schaffte waren Kabardiner, die anderen Rassen mussten auf niedrigeren Höhen aufgeben, die letzten die vorher aufgaben waren Donpferde. Helikoptern war es nicht möglich Heu so weit hinauf zu bringen, aber die Kabardiner kamen hervorragend mit dem aus, was auf diesen Höhen noch zu finden war. Als sie wieder in die Standorte zurückgekehrt sind benötigten sie keine Erholung wohingegen Pferden anderer Rassen mehrere Tage Rast genehmigt wurde.

Vor wenigen Jahren beritt ein Reiter auf einem Kabardiner den Berg Elbrus, den höchsten Berg im Kaukasusgebirge und Wahrzeichen der Region mit 5642m.

Sportliche Erfolge in jüngerer Zeit:

–          1. Platz auf Central European Endurance Ride 2008 in Topolczianky: Kabardiner Terek mit fast 2 Stunden Abstand auf den Zweitplazierten

–          1. Platz auf Südwestdeutschland International 2007 in Hechingen: Kabardiner Arfur

–          weitere gute Platzierungen in Deutschland in 2008 durch verschiedenste Kabardiner auf allen Streckenlängen: 1.Platz Little Hill, 4.Platz Donauperlen, diverse in Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, …

Kurz- Steckbrief:

Herkunft:       Russland, Nordkaukasus
Größe:            Hengste: 150cm – 158cm
Stuten: 148cm – 156cm
Farben:           Überwiegend Dunkelbraun, Rappe,
Schwarzbraun und Braun, selten Schimmel;
wenig Abzeichen
Gebäude

Kopf:
Trocken, nicht zu groß, Profil gerade bis konvex, leichte Ramsnase, Ohren groß, spitz, beweglich; Auge wach und klar

Hals:
Mittlere Länge, gut angesetzt und bemuskelt

Körper:
Langer, aber nicht hoher Widerrist, ge­nü­gend Brusttiefe, Rücken mittellang, Rumpf geschlossen, Kruppe gut be­mus­kelt und leicht geneigt („abgeschlagen“)

Fundament:
Trocken; korrekt gestellt, große Gelenke, feste und korrekte Hufe

Nicht als Fehlstellung gewertet werden folgende Merkmale (diese gelten als Anpas­sung der Rasse an die Ursprungsregion und das Einsatzgebiet):

–         leichte Säbelbeinigkeit

–         leicht fesselweit

Bewegungsablauf:
Energische und raumgreifende, aber eher flache Grundgangarten (höhere Aktion ist kein Mangel!) mit Antritt und Schub aus der Hinterhand; Trittsicher; Tölt und Pass können auftreten

Nicht als Fehlstellung gewertet werden folgende Merkmale (diese gelten als Anpas­sung der Rasse an die Ursprungs­region und das Einsatzgebiet):

–         Schnüren

Einsatzmöglichkeiten:
Vielseitig einsetzbar für alle Sparten des Reit- und Breitensports, besonders geeignet für Distanz- und Wanderritte
Besondere Merkmale
Intelligent, leistungsbereit, cha­rak­ter­stark, genügsam, robust, fruchtbar, trittsicher, gutes Orientierungsvermögen, hohe Regenerationsfähigkeit, leichtfuttrig

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