Das Pferd der Don-Kosaken – ausdauernd und zäh

Im 18. Jahrhundert begann in den fruchtbaren Steppengebieten an den Ufern des Don und seiner Nebenflüsse eine Intensivierung der Pferdezucht. Dieses Gebiet diente schon sehr lange als Weideland für viele Pferdeherden, unter denen sich noch im vorigen Jahrhundert vollständig wilde Pferde befanden – die Tarpane.

Bujan-1916

1000109717Das frühere Donpferd war
nicht groß, hatte einen leichten Ramskopf, kräftige, trockene Beine und war ausdauernd und wenig anspruchsvoll. Das ursprüngliche Donpferd entstand aus Kreuzungen und Ineinanderfließen von vielen verschiedenartigen Rassen. Jahrhundertelang kamen aus allen Ecken Russlands Menschen mit ihren Pferden in die freie Steppe am Don, um Beute und Abenteuer zu finden. Sie begannen ihre verschiedenartigen Pferde zu kreuzen, anfänglich mit turkmenischen, arabischen und karabaghischen Pferden, später mit Orlow-Rostoptschinern, Streletzkern und englischen Vollblütern. Die systematische Selektion der Don-Rasse begann in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts.

In der Population westlich des Don wurden vorwiegend Englisch VolIblut und Orlow-Rostoptschiner zur Veredlung verwendet, östlich des Don mehr die orientalischen Rassen. Die gute Futtergrundlage der Ursprungsgebiete und die Herdenhaltung trugen zur Entwicklung einer Rasse bei, die sich durch Widerstandskraft und eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit auszeichnete. Als offizielles Datum der Entstehung der Donrasse gilt heute das Jahr 1770, als der Kosakenataman M. I. Platow das erste Gestüt am Don gründete. Platow hatte als Heerführer an Schlachten mit den Türken und Persern teilgenommen und konnte den Bestand seines Gestütes mit Beute-pferden – Arabern, Persern und Türken – bereichern. Später, als Begleiter von Zar Alexander I. nach England, erhielt er als Geschenk fünf englische Vollbluthengste, die in sein Gestüt kamen und die ersten englischen Pferde waren, die zur Veredelung des Donpferdes verwendet wurden. Später kamen englische Vollblüter in die Gestüte von W. D. Ilawajski, I. J. Korolkow und anderer russischer Züchter. Die anfänglich private Pferdezucht am Don nahm im 19. Jahrhundert staatlichen Charakter an. Zur Verbesserung des „Kosakenpferdes“ wurden Stutenherden mit jeweils einem Zuchthengst gebildet. Es wurde eine Verordnung über die Bildung von Zuchtherden in den Stanizas (Siedlung der Kosaken) erlassen, denn die russische Kavallerie und Kosakenarmee brauchten gute Reitpferde: „Die heutigen Gestüte am Don müssen zur Zucht dienen von stattlichen, leichten, kräftigen Pferden, die in allen Bedingungen dem Kosakendienst genügen. Unter diesem Ziel müssen die Gestüte: erstens die Herden in den Stanizas veredeln, diese mit aus den Gestüten kommenden Hengsten versorgen, zweitens das Kosakenpferd selbst verbessern.“ (Verordnung über die Armeegestüte der Donarmee, 1842)Dies führte zum intensiven Einsatz der Don-Rasse in allen Steppenregionen. In Kasachstan, Kirgisien, im südlichen Sibirien und im Transbaikal wurde das Don-Pferd sowohl als reine Rasse als auch zur Züchtung neuer Rassen, so der Kirgisen- und Kushum-Rasse, eingesetzt. Im 20. Jahrhundert war die Don-Rasse die weitverbreitetste Rasse in der UdSSR. Während des Ersten Weltkrieges und der Bürgerkriege wurden die Bestände allerdings stark dezimiert, ja beinahe ganz ausgerottet. Ein Wiederaufbau der Zucht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den Gestüten Budjonny, Zimovnikovski im Gebiet Rostov am Don sowie im Gestüt Issyk-Kul in Kirgisien begonnen. Es ist ein Verdienst der Soldaten der „Ersten Reiterarmee“ des späteren Marschalls der Sowjetunion, Semjon Michaijlowitsch Budjonny, dass die Donpferde in ihrem Bestand wieder überlebten. Diese Reiterarmee sammelten während der Jahre 1921 und 22 die Restbestände und brachten sie in die neu gegründeten Gestüte am Don.

Mittlerweile werden wieder ca. 17000 reinrassige Don-Pferde gezählt.

Die wichtigsten Merkmale der Rasse:
korrektes Exterieur, kleiner Kopf mit lebhaften Augen und Ohren, starke Muskulatur, kräftiger Rücken und Kreuz, trockene Gliedmaßen und feste Hufe. Donpferde sind mittelgroß, durchschnittliche Widerristhöhe bei Hengsten ist ca. 166 cm, Brustumfang 194 cm. Vorherrschend ist die Fuchsfarbe, oft mit auffallendem Goldglanz.

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Donpferde sind keine Rennpferde, aber sie sind bemerkenswert ausdauernd, anspruchslos, gesund und fruchtbar und verfügen im allgemeinen über ein beachtliches Springvermögen. Ein weiterer Vorteil des Donpferdes ist, dass es mutig jedes Hindernis angeht. Da es den Lärm von Publikum und Orchester nicht scheut, wird es als hervorragender „Sportler“ geschätzt. Professor K. A. Jurassow bemerkte im Jahre 1922, dass die „Lebhaftigkeit, die das Donpferd von seinen persischen und östlichen Ahnen geerbt hat, viele andere Halblüter übertrifft. Eher sollte man Halbblutrassen mit dem Donpferd veredeln als umgekehrt. „Donpferde haben bei Langstreckenrennen hervorragende Ausdauer bewiesen. So ritten 1883 vier Offiziere der russischen Armee und 14 Kosaken auf Donpferden bei Frost von minus 20° C und tiefem Schnee in 11 Tagen von Nischnij Nowgorod über Moskau nach Sankt Petersburg, also eine Strecke von über 1300 km. Der bisherige Rekord bei einem Tagesdistanzrennen, bei dem 20 Stunden geritten und vier Stunden gerastet wird, ist von einem Donpferd (Hengst Zenit) mit 311,6 Kilometer aufgestellt worden. Aber auch ein prachtvoller goldener Pokal in der Leningrader Eremitage erinnert an große Leistungen der Donpferde, die russische Offiziere als Trophäe heimbrachten nachdem sie dreimal hintereinander den Nationenpreis beim internationalen Springturnier in London kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs gewonnen hatten. Eine große Rolle spielten die Donpferde in den Jahren des Bürgerkrieges 1918 – 1922 und im Zweiten Weltkrieg. Sie überstanden alle Schwierigkeiten der Kriegsjahre. Jetzt nutzt man Pferde der Donrasse in verschiedenen klassischen Arten des Pferdesports: Dressur, Springreiten, Military. _MG_2207_1500.jpg
Besonders erfolgreich sind sie in Rennen auf großer Distanz (wie fast alle russischen Reitpferderassen). So z. B. stellten die Hengste Kagal (von Kommar a. d. Gordaja) und Sashim (von Semljak a. d. Shar Ptiza) Rekorde in Tagesrennen 1948 auf. Beide liefen an einem Tag 28,5 km, wobei sie die letzten 4600 m im Galopp in acht Minuten zurücklegten. Die Hengste Sinus, Bandurist, Dobryi, Beduin und Derbist legten in einem Tageslauf am 22. Oktober 1950 305 km zurück. Der Donhengst Sarjad (von Safawnik a. d. Duma) hält den Rekord über 200 km. Donpferde werden in Gestüten und Kolchosen der Bezirke Rostow Budjonny und Simowniki, Wolgograd, Stawropol und in Kasachstan (Lugowoj) und Kirgisien (Issyk-Kul) gezüchtet. Es erscheint regelmäßig ein Stutbuch.

 Text :Verena Scholian
(Quelle: „Sowjetische Pferderassen“) 

 

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